Abschied von meiner Schwester Lisi † 6 September 2014

 

 

Lisi wurde am 27. Juni 1959, nachdem schon drei Buben als Geschwister vorangegangen waren, geboren.

Mit den Brüdern war es natürlich nicht immer einfach auf einen

gemeinsamen Nenner zu kommen. Mama war jedoch immer gleich

hilfreich mit dem Besenstiel zur Stelle, falls sich die Sache gar nicht mehr

lösen ließ. Der Anblick von Diesem reichte auch meist, um der Unstimmigkeit ein Ende zu geben.

 

Da auch in der Nachbarschaft schon einige in ähnlichem Alter

aufwuchsen, waren die Freunde natürlich vorwiegend in diesem Kreis.

Besonderen Spaß hatten wir natürlich im Mai, wenn sich die ganze Familie

zum Maibeten versammelte und wir gemeinsam zur Kapelle gingen.

Der Spaß war logischerweise nicht bei der Kapelle, - aber danach, - wenn

es in der Dämmerung zum Kirschbaum ging. Da fühlten wir uns dann schon

etwas erwachsen.

 

Mit unseren Eltern machten wir häufig Ausflüge nach Glashütten, nach Mariazell, zur Kapelle in Mausegg, und vor allem zu der Mariengrotte in Soboth, wo wir auch heute noch gerne mit unseren Familien hin fahren.

 

Wie auch wir Anderen, besuchte Lisi die Volksschule in Marhof und hatte

danach eine Lehre in Stainz als Schneiderin begonnen. Einer der schlimmeren Dinge war für sie, wenn in den Sommermonaten dicke Mäntel genäht werden mussten, da diese eine enorme Hitze bei der Verarbeitung abgaben. In diesem Betrieb war aber auch allerhöchste Disziplin Gesetz, und mit Betriebsgesetzen konnte Lisi schon in ihrer Lehrzeit nicht sehr viel anfangen.

Mama konnte durch diplomatische Einwändungen bei der Fa. Rokosch, doch immer wieder erwirken, dass letztendlich auch die Lehrabschlussprüfung in diesem Betrieb gemacht werden konnte.

Damit das von den Jüngeren Menschen hier auch verstanden wird:

Früher überwachte der Lehrlingsausbilder, oder Chef genannt, auch was man in der Freizeit unternahm, - und da konnte man sich nicht einfach in Sichtweite des Betriebes eine Zigarette anzünden oder, - beim gegenüberliegenden Gasthaus einmarschieren oder noch schlimmer, - sich von einem jungen Freund vor dem Betrieb abholen lassen. Wäre so ein Fall eingetreten, hätte sofort ein Elternteil bei der Firma vorsprechen müssen, – und das musste die Mama einige Male tun, da ansonsten die Lehre in diesem Betrieb auf keinen Fall fortgesetzt hätte werden können.

Mama hat sozusagen da auch wirklich einige Male ihren Arsch gerettet.

Mit der Beendigung der Lehre war das dann ja ohnehin erledigt.

 

Bei einer Schneiderei in Leibnitz hat Lisi dann aber eine lange Zeit verbracht. Unser Vater brachte sie fast jede Woche, selbst im dichtesten Nebel,- wie er immer wieder sagte, - dorthin und hat sie am Freitag wieder abgeholt. Sie hatte wiederum bei etwas strengeren Hausleuten ein Zimmer.

Einmal habe ich Lisi, ich war ca. 14 Jahre alt, in Leibnitz besucht. Sie hat sich wirklich sehr gefreut, als ich sie in der Mittagspause besuchte.

Mit einem Freund und mit den Fahrrädern, - 30 km, bei 30 Grad.

Das hat sie mir aber wirklich hoch angerechnet.

 

Später dann, wurde natürlich geheiratet, und Lisi hat zwei wirklich tolle Mädchen zur Welt gebracht. Daniela und Silvia, - von denen ich nur behaupten kann, dass ich stolz bin, ihr Onkel zu sein.

Mit großer Liebe wurden Daniela und Silvia begleitet. Auch Lukas Oma

und Opa waren, - da sie sehr gern zu ihren Eltern nach Hause fuhr

in das Familienleben eingebunden. Auch ich war dann noch bei vielen

Ausflügen dabei, - die Ziele waren auch da immer wieder die schon vorher erwähnten wie z.B. die Soboth mit der schönen Marienstatue bei der Grotte, die immer wieder große Kraftspender für uns alle waren.

 

Im August letzten Jahres war dorthin unser letzter gemeinsamer Ausflug mit Lisi, der Weg zur Mariengrotte wäre aber zu beschwerlich für sie gewesen, und sie verbrachte die Zeit bis zu unserer Rückkehr bei der Kirche

 

Schließlich durfte sich Lisi auch noch über Familienzuwachs freuen. Ihre beiden Enkeln Sven und Finja waren von nun an ihr größter Schatz.

 

Nach dem Ableben der Eltern, die sie liebevoll und aufopfernd gepflegt und begleitet hat, wurde nun das Haus in Steinreib ihr Platz zum Leben.

Leider konnte Lisi das auch nur eine kurze Zeit wirklich erleben, da ihre Krankheit schon als unsere Mama noch lebte wieder ausbrach.

Eine schwere Zeit hat nun für Lisi begonnen. Gut betreut in der Palliativstation im Landeskrankenhaus Graz, kam für sie aber nicht in Frage, dass sie dort bleiben würde. Ein starker Wille und der große Wunsch nach Hause zu kommen, war nun ihr Ziel. Wir sagten nur: „Lisi, wie willst du das alleine schaffen?“ Wir konnten nur staunen, wie sie von nun an ihr Leben fast ohne Hilfe wieder auf die Reihe bekam. Schmerzmittel kamen für sie nur in Frage, wenn es nicht mehr anders ging.

Wie weit Lisi an ihre Grenzen ging sieht man daran, dass sie lediglich für die letzten zehn Tage ihres Lebens eine Pflegerin an ihrer Seite hatte.

 

Im Namen meiner Schwester Lisi, bedanke ich mich bei allen, die sie in ihrer schweren Zeit begleitet haben. Besonders bei Daniela, Silvia, Mario und der Pflegerin Maria, die jede freie Minute verwendet haben, und sie liebevoll umsorgten.

 

Liebe Lisi, nun begleiten wir dich noch ein kurzes Stück auf deinem Weg.

 

Alles Gute nun auf deiner Reise!

Grüße unseren Vater und unsere Mutter.

Grüße auch unseren Bruder und alle die schon angekommen sind.

 

Amen

 

Vorgetragen in der Kirche St.Stefan ob Stainz, am 8.9.2014

zur Verabschiedung meiner Schwester Lisi.